Seit die Geschwister Sarah Bastien und ihr Bruder Richard die Familien-Domaine Henri-Richard in Gevrey-Chambertin in der vierten Generation übernommen haben, zählt dieser vollkommen unbekannte Betrieb zu den absoluten Geheimtipps im Burgund. Ihren ausgezeichneten ersten Jahrgang 2013 gab es dann auch gleich bei extraprima zu kaufen.
Schnell entwickelte sich eine treue Fangemeinde, denn diese authentisch fruchtbetonten Pinots sind zudem ziemlich preiswert. Von 4,5 Hektar werden ein grandioser Bourgogne Pinot Noir, ein verführerischer Marsannay, zwei tolle Dorflagen-Gevreys und zwei Chambertin-Grand Crus aus den Lagen Charmes und Mazoyères erzeugt. Bewertungen der internationalen Verkoster gibt es nur von Neal Martin damals noch für Robert Parker’s Wine Advocate zu den 2015er Fassmustern. Er beschrieb die Domaine als einen der Betriebe, die er unbedingt einmal besuchen und aufmerksamer verkosten möge. Der Mazoyères kam immerhin auf stattliche 94 Punkte, aktuellere Kommentare von Neal Martin gibt es leider noch nicht.

Der rote Coteaux Bourguignons kommt von Reben, die bei Morey-Saint-Denis in der Nähe der Route Nationale auf sandigen Böden wachsen. Die beiden Dorflagen-Gevreys kommen beide aus der Lage Aux Corvées hinter der Domaine Henri Richard hin zum Ortskern von Gevrey. Obschon das Terroir sehr einheitlich erscheint, reifen die Trauben aus zwei Teilen dieser Parzelle immer sehr unterschiedlich. Daher werden sie auch getrennt vinifiziert und ausgebaut als Gevrey-Chambertin Aux Corvées und Gevrey-Chambertin Les Tuileries. Die Flaggschiffe der Domaine Henri Richard sind die beiden Grand Crus Charmes-Chambertin und Mazoyères-Chambertin.
Die junge, engagierte Sarah betreibt die Domaine mit ihrem Ehemann Guillaume Bastien in biodynamischer Arbeitsweise. Sarahs Bruder lebt als Weinmacher in Kanada und ist auf der Domaine nicht aktiv. Das Konzept von Sarah und Guillaume ist eine absolut klassische Vinifikation. Auf das Entrappen wird möglichst verzichtet, alle Weine werden mit einem Anteil Ganztraubenpressung verarbeitet, der je nach Lage und Jahrgang bis zu 80 % erreichen kann. Das verleiht den Weinen eine großartige Rasse, Transparenz und eine wundervolle Gerbstoffwürze, die sich mit dem satten Extrakt im langen Abgang paart. Die Reben sind zwischen 30 und 60 Jahre alt. Der Most wird etwa 12 bis 18 Tage auf der Maische vergoren.
Der Jahrgang 2017 ist wieder sehr gelungen. Die Weine besitzen ein sehr subtiles, süßliches Fruchtspiel mit hedonistischer Fülle und verschwenderischer Aromatik. Auch wenn die Weine wesentlich volumenreicher erscheinen, sind die Alkoholwerte recht niedrig. Mit Belüftung erreicht die süßlich-reife Stilistik des Jahrgangs im Duft mehr Frische und Tiefe, sowie ausgezeichnete Präzision am Gaumen.
Als Henri Richard 1939 sein Studium abschloss, war er einer der ersten diplomierten Oenologen des Burgund. Denn dieser Studiengang wurde erstmals angeboten. Die Domaine Henri Richard wurde im Jahr 1938 von seinem Vater gegründet. Nachdem er in den folgenden Jahrzehnten viele namhafte Weingüter beraten durfte, verstarb Henri Richard im Jahr 1985. Seine Tochter Margaret übernahm das Ruder und stellte den Betrieb mit Hilfe des Betriebsleiters Patrick Maroilliers auf ökologische Bewirtschaftung um. Bereits seit 2005 sind die Weine der Domaine biozertifiziert. Sarah und Guillaume gingen auch hier einen Schritt weiter und stellten nun auf biodynamische Bewirtschaftung um. Mit dem Jahrgang 2018 sind die Weine demeter-zertifiziert.