Champagner ist der sensibelste Wein der Welt. Er ist extrem lichtempfindlich, verträgt keine mechanische Beanspruchung und leidet schnell unter starken Temperaturschwankungen. Nur ausgesuchte Qualitäten sind lagerfähig. Um Champagner perfekt zu genießen, muss man ihn sehr aufmerksam behandeln! Den Champagner als Mitbringsel gekühlt unter den Arm zu klemmen kann ein fataler Fehler sein. Transportiert man ihn kurz vor dem Öffnen, sollte man die Flasche unbedingt stehend bewegen, nie liegend!
Die Champagne ist das nördlichste Anbaugebiet Frankreichs. Die hier erzeugten Weine verfügen über wenig Alkohol und reichlich Säure. Ideale Voraussetzungen für die Schaumweinherstellung. Die Kreideböden geben vielen Lagen eine besondere, mineralische Prägung. Doch oft werden die Marken-Champagner dem edlen Ruf des weltweit beliebten Getränks nicht gerecht. In den letzten Dekaden ist die Güte der Winzer-Champagner deutlich gestiegen. Heute gibt es einige, kleine Betriebe, die hervorragende Qualitäten zu vernünftigen Preisen erzeugen. Hier findet man feine Champagner mit Lagencharakter, Rafinesse und großer Überzeugungskraft. Champagner die begeistern und Spaß machen.
Qualitätsentwicklung | In der Champagne hat sich in der vergangenen Dekade eine Elite an Winzern heraus kristallisiert, die ihren eigenen Qualitätsanspruch kontinuierlich vorantreiben. Junge, dynamische Weinmacher wie Aurélien Laherte lassen nur wenig unversucht, experimentieren mit Grundweinen im Solera-Verfahren, langen Reifezeiten und vergessenen Rebsorten. Andere Elite-Winzer wie Laurent Champs von Vilmart & Cie. haben ihren Stil längst gefunden und manifestiert. Er folgt unbeirrt seiner eigenen Philosophie und holt aus jedem Jahrgang das Maximum heraus. Pierre Gonet von Philippe Gonet & Fils komplettiert sein hochwertiges Portfolio mit neuen Projekten wie dem Extra Brut »3210« und der Jahrgangs-Selektion »Belemnita«. Qualitativ sind die Spitzen-Cuvées dieser Winzerbetriebe den meisten, wesentlich teureren Luxus-Cuvées der berühmten Häuser deutlich überlegen. Im Standard-Bereich können die Häuser mit den guten Winzern schon lange nicht mehr Schritt halten!
Vinifikation | Ausbau | Stilistik | Jedes Champagnerhaus hat seine eigene Stilistik. Durch die Assemblage verschiedener Lagen und Jahrgänge wird dieses Geschmacksbild kontinuierlich aufrecht erhalten. Auch die anspruchsvollen Winzer folgen diesem Vorbild und streben einen teilweise unverwechselbaren Charakter an. Vinifikation und Ausbau der Grundweine bestimmen die Stilistik der Weine. Generell muss unterschieden werden, ob ein Äpfel-Milschsäure-Abbau (Malo = malolaktische Gärung) durchgeführt wird. Bei Vilmart & Cie. wird generell keine Malo gemacht. Die Weine behalten die härtere Äpfelsäure, bleiben dadurch schlank und rassig, um die Balance zu erreichen wird beim Dégorgement eine Dosage mit höherem Zuckergehalt (etwa 8 g) beigefügt. Außerdem vergärt Lauren Champs alle Weine in Holzfässern, was ihnen eine weiche Kontur verleiht. Vollzieht man die Malo, wird die Äpfelsäure in Milchsäure umgewandelt, die Weine werden weicher und etwas breiter, ergeben ein fülligeres Mundgefühl. Die Cuvée Roy Soleil von Gonet wird zu einem Drittel in gebrauchten Tonneaux vergoren. Dadurch erhält der Champagne ein geschmacklich dezentes Négligée von Holz. Das Solera-Verfahren beim Les 7 von Laherte Frères ist eine seltene Vinfikationsmethode. Hier wird einem bestehenden Grundwein Jahr für Jahr etwa ein Drittel entnommen und durch den jüngsten Jahrgang ersetzt. Somit bleibt ein Teil der Cuvée immer jung und frisch während der restliche Anteil langsam vor sich hin reift. Das ganze findet in gebrauchten Barriques ohne Malo statt. Die neu gepflanzten, in Vergessenheit geratenen Rebsorten geben diesem Wein einen ganz ausgefallenen, besonderen Charakter.
Champagne aktuell | Der Champagnerabsatz steht und fällt mit der weltweiten, wirtschaftlichen Lage. Gibt es viel zu feiern, wird entsprechend viel Champagner verbraucht, brechen die Indizes ein, fällt auch der Konsum. Unter solchen Szenarien leiden vor allem die Champagnerhäuser. Die Winzerbetriebe stehen im Allgemeinen einer stabileren Nachfrage gegenüber. Die früher wenig beachtete Côte de Bar im Süden der Champagne findet heute eine erhöhte Aufmerksamkeit. Bei Montgueux gibt es eine der interessantesten Lagen für Chardonnay. Hier werden die Weine sehr intensiv, vollmundig und extraktreich. Daher hat Pierre Gonet einen Teil seiner Dosage-Zero-Cuvée »3210« mit diesem Grundwein kombiniert. Trotz ausgebliebener Zuckergabe in der Dosage wirkt dieser Champagne abgerundet und füllig, ohne zu säurebetont zu erscheinen.